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Lieber Mensch,
die Tage ist mir ein Spruch begegnet, den ich passend zum Thema mit Dir teilen möchte.
Heilung beginnt, wenn wir beginnen mit uns selbst ehrliche Gespräche zu führen.
Wie vielschichtig Ehrlichkeit sein kann, erkennen wir meist erst rückwärts. In meiner intensiven Heilungsphase musste ich Ehrlichkeit erst einmal wieder üben. Es ist wie ein neuer Blick auf sich selbst – ohne einen Schleier, der einem verkaufen will, dass es schon irgendwie geht. Sich Unwohlsein, Schmerz und innere Themen einzugestehen, ist eine ernüchternde Angelegenheit. Noch bitterer wurde mir ums Herz als ich zurücksah und mir klar wurde, wo in meinem Leben ich überall eben nicht ehrlich gewesen war. Vor allem nicht zu mir selbst und dem, was ich wirklich wollte. Auf der Suche nach dem Warum ist mir aufgefallen, wann ich diese Ehrlichkeit abgelegt haben musste und wozu mir das mal gedient hat. Vielleicht hilft Dir meine Erkenntnis, um Dich besser zu verstehen, wenn Du Dich selbst dabei entdeckst, wie Du Dir etwas vormachst.
Wenn wir Ehrlichkeit einbüßen müssen – und was für Folgen das hat
Die eigene Persönlichkeit auszudrücken mit allem, was da ist, geht nur, wenn wir von der Pieke auf erfahren haben, dass das ok ist. Das wir ok sind – willkommen und angenommen – so wie wir sind. Simpel und einfach und dabei eine riesengroße Basis für unsere Selbstsicherheit und innere Verbindung.
Wir kommen schließlich alle rein, unschuldig und damit auch ehrlich auf die Welt. Wir kommen von allein ja gar nicht auf die Idee, uns anders auszudrücken als wir selbst sind. Es muss also etwas Einschneidendes passiert sein, dass wir den Draht zu uns selbst verlieren.
Wenn der Draht zu den Eltern wichtiger wird als der zu uns selbst…
… fangen wir an uns zu verbiegen. Für mich bedeutete das damals, meine Gefühle nicht mehr zu zeigen, wenn es mir schlecht ging. Meine Mutter war mit sich selbst völlig überfordert. Mein Vater war emotional nicht verfügbar. Ein kleines Kind kommt mit Gefühlen allein nicht klar. Wir drehen entweder vollkommen durch (und werden dafür noch bestraft, weil wir nicht brav sind) und/oder wir kapseln unser Selbst und unsere Empfindungen ab und werden steif, verschlossen und unnahbar. Letzteres gilt dann auch für uns selbst. Ich bin aufgewachsen mit einem Nicht-Gefühl für mich selbst.
Wer bin ich und wenn ja, wie viele?
Diese Frage soll vermutlich witzig sein. Aus Sicht des Kindes, das sich anpassen und zurücknehmen muss, finde ich sie auf eine dramatische Art sehr passend. Wir legen uns schließlich Masken an – eine für die Eltern(teile), für die Schule, für Freunde, für den Job, für den Partner*. Und dennoch wusste ich oft trotzdem nicht, wer ich bin. Ich sah nur diese Masken, viele von ihnen entstanden auf der Basis von Anpassung und Orientierung an dem, was ich glaubte, dass es von mir erwartet wird. Mir war überhaupt nicht klar, was davon mir selbst eigentlich am nächsten war.
Die eigene Wahrheit abzulegen, diente einst zum Schutz, um irgendwie durch diese abhängige Zeit zu kommen. Leider kommt sie nicht mit dem 18. Geburtstag auf den Gabentisch und schon können wir unsere eigenen Wege gehen.
Wenn wir Ehrlichkeit einladen – und uns so selbst auf die Spur kommen
Ich möchte hier nicht im allgemeingültigen Kontext schreiben, dass es für jeden eine harte Nuss ist, wenn einen die eigene Wahrheit, um die Ohren haut, wie es damals wirklich war – und was wir dadurch bis hierhin und heute mit uns rumschleppen, was uns selbst nicht entspricht. Mir ging es so und so werde ich auch nur meine Wahrheit darüber äußern, wie schwierig es ist, sich selbst zu erkennen.
Ehrlichkeit ist der Beginn einer Kaskade, auf dem Weg zum eigenen Selbst
An den Masken und Mauern rütteln wir nicht unbedingt aus innerem Antrieb. Wenn wir Ehrlichkeit verlernt haben, fungieren wir quasi in dem angelernten Modus, der uns gedient hat, um gut durch die frühe Zeit des Lebens zu kommen. Wir haben mit diesem Modus dann leider auch vergessen, dass wir all dem gar nicht entsprechen. Da kommen wir auch nicht auf die Idee, nach der eigenen Wahrheit zu suchen – und mit uns selbst ehrlich zu sein. Das kommt erst nach und nach mit den Symptomen, die wir mit dazu bekommen – innere Überforderung, physische Schmerzen, Ängste, die gesamte emotionale Palette – oder aber dem inneren Frust, das wir nie das erreichen, was wir wollen (oder es unfassbar anstrengend ist und auch kein Mindset-Shift hilft), weil da „irgendwas“ ständig dazwischenfunkt.
Der eigenen Wahrheit begegnen wir auf dem Weg durch den Dickicht der inneren Muster und auch Erzählungen, die wir uns selbst aufgetischt haben, um an dem inneren Leid nicht zu zerbrechen. Von „War doch alles nur halb so wild!“ bis „Eigentlich hatte ich eine glückliche Kindheit!“. Selbst wenn wir irgendwo im Hinterstübchen wissen, dass es da ganz andere Momente gab, ist es ein anderes Kaliber, es sich auch emotional einzugestehen.
Sie kommt in Häppchen und sind doch manchmal schwer verdaulich. Ehrlichkeit aufsteigen zu lassen zu den inneren Empfindungen und Gedanken, die sich zeigen, tut weh. Zu erkennen, wo man selbst eigentlich anders entschieden hätte. Wo man eigentlich gegangen oder gern geblieben wäre. Wo man selbst eigentlich gern abgebogen wäre, es aber damals nicht erlaubt war. Welche Wünsche nie geäußert wurden. Wo man sich verstellt hat, obwohl es vielleicht gar nicht mehr nötig gewesen wäre. Welchen inneren Stress man sich selbst jahrelang ausgesetzt hat, …
… weil man es bis zu diesem Zeitpunkt einfach nicht besser gewusst hat!
Viel Lebenszeit kann bereits verstrichen sein, in der man nicht das eigene Leben gelebt hat. Eine Erkenntnis, die sehr wehtut. Es ist für jeden Menschen unfair, sich nicht frei und im puren Urvertrauen entfalten zu können. Sich selbst vielleicht nicht einmal zu erkennen bei all dem angelegten Schutzpanzern verleiht mir häufig das Gefühl, sehr viel Lebenszeit verpasst zu haben. Und doch bin ich froh, dass ich nun überhaupt nun vor den Spiegel treten kann und mir selbst Stück für Stück begegne. Mit der Absicht mir jeden Tag ehrlich zu begegnen und mit mir milde zu sein, wenn ich mich doch mal wieder selbst verleugne und in den alten Modus falle. Es ist nicht von heut auf morgen getan, in die eigene Haut zu schlüpfen, doch der innere ehrliche Wunsch bringt einen auf den passenden Weg, sich selbst zu entdecken und von altem frei zu machen.